Wie Sie neues Verhalten bahnen.
31. Oktober 2009 | Kategorie: Hilfreiche Methoden | Keine Kommentare »Konkret heißt das, dass Einsicht in Ihr Problem allein zur Veränderung nicht reicht. Einsicht ist ein erster wichtiger Schritt. Allein die Erkenntnis, dass Sie zu dem Problem mit Ihrem Kollegen auch etwas beitragen, ist so ein erster Schritt, den viele Menschen ja starrköpfig verweigern und wortreich die Schuld beim anderen suchen.
Im Seminar berichtete ein Teilnehmer, dass er in Mitarbeitergesprächen immer wieder höre, dass er als arrogant eingeschätzt würde. Er konnte sich das nicht erklären und auch die Teilnehmer und ich fanden ihn erst einmal sympathisch. Aber am zweiten Tag fand ich ihn auch etwas arrogant, konnte das aber aus seinem verbalen Verhalten nicht erschließen – bis mir etwas auffiel.
Ich bat ihn, sich hinzustellen und seine Augen zu schließen. Dann schlug ich ihm vor, sein Kinn ganz langsam um etwa ein bis zwei Zentimeter zu senken und dabei auf seine inneren Reaktionen zu achten. Die Reaktionen waren aufschlussreich. Er war mir sofort sympathischer und so ging es auch den anderen. Doch dem Teilnehmer ging es nicht gut. Er berichtete, dass er sich plötzlich „dumm und hilflos“ vorkam. Wir warteten eine Weile und dann stieg eine schmerzliche Erinnerung in ihm auf an eine Szene, wo er beschlossen hatte, „dass ihm nie wieder jemand auf den Kopf spucken werde.“
Die Schritte, die Sie tun müssen, um neue Wege zu gehen, liegen außerhalb Ihrer Komfortzone. Das ist nicht angenehm, aber – falls es Sie tröstet – es ist bei allen Menschen so. Andererseits haben Sie damit auch einen verlässlichen Kompass in der Hand, mit dem Sie zweifelsfrei bestimmen können, ob Ihr Weg der Veränderung in die richtige Richtung geht. Denn wenn Sie spüren, dass ein neuer Verhaltensschritt Sie Überwindung kostet, wissen Sie gleichzeitig, dass die Richtung stimmt. Schritte, bei denen Sie denken „Kein Problem, mache ich gern“ können Sie sich sparen.
In Kurzform heißt das: „Da wo die Angst sitzt, da geht es lang!“
Die Experimente sollen Sie also in die Lage versetzen, dass Sie etwas tun, von dem Sie verstandesmäßig wissen, dass es eigentlich nicht schwierig ist. Eigentlich. Doch unser Gehirn ist sehr konservativ. Es ist in bestimmten Situationen überhaupt nicht offen oder experimentierfreudig, sondern bevorzugt jene Routinen im Denken, Fühlen und Verhalten, die sich lange bewährt haben.
Die im Buch beschriebenen Experimente sind alles Vorschläge, Ihre Komfortzone zu verlassen und eine neue Erfahrung zu machen. Wenn diese nicht Ihren Konflikt berührt, können Sie diese leicht machen. Aber wenn Ihr Konflikt dabei berührt wird, merken Sie das sofort an Ihren Reaktionen schon beim bloßen Lesen des Experiments.
Es braucht eine starke emotionale Beteiligung,
in dem wir einen neuartigen Zustand erstmals erfahren und dann als positive korrigierende Erfahrung verarbeiten können. Diese neuen Erlebnisse überlagern mit der Zeit die angstvollen Gefühle, weil wir erleben, dass sie schwächer werden und vielleicht sogar ganz verschwinden. So entsteht Neuorganisation der erlebten Erfahrung in Richtung der gewünschten Veränderung
Vermutlich sind Sie noch nie vom Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad gesprungen (ersatzweise ein Fallschirmsprung.) Würden Sie das heute probieren, hätten Sie vermutlich große Angst. Aber angenommen, Sie wollten das trainieren und würden jeden Tag dreißig Sprünge machen und das ein halbes Jahr lang – Ihre Angst würde immer kleiner werden. Nicht durch das Wissen, dass nichts passieren kann, das hatten Sie schon vorher. Sondern durch die erlebte Erfahrung.