Wie erkennt man schlechte Führungskräfte?
9. November 2009 | Kategorie: Allgemein, Psychofallen | 1 Kommentar »Doch schlechte Führer werden erst möglich durch gehorsame und unbeteiligte Anhänger.
Nicht erst seit der Wirtschaftskrise sind Führungskräfte in Politik und Wirtschaft vermerkt in die öffentliche Aufmerksamkeit geraten. Anlagebetrüger wie Bernard Madoff oder Wallstreet-Größen wie Richard Fuld von Lehman Brothers oder der letzte US-Präsident (wie hieß er noch gleich?) gelten als abschreckende Beispiele.
In Deutschland sind es Namen wie Zumwinkel, Georg Funke (Hypo Real Estate), Middelhoff (Arcandor), oder Reinhold Würth, die zeigen, dass eine Spitzenposition in einem Unternehmen nicht unbedingt mit fachlichem Können und ethischem Verhalten einhergehen.
In einem Interview in brandeins 04/2009 räumt die Harvard-Politologin Barbara Kellerman mit derlei schönen Illusionen gründlich auf und kritisiert die Leadership-Forschung unserer Zeit. In ihrem Buch „Bad Leadership“ klärt sie auf, dass Führung eben nicht nur etwas für die Edlen, Klugen und Guten sei. Denn jeder Mensch sei nun mal zu einem großen Teil von Impulsen wie Habgier und Machtlust getrieben.
Von diese dunklen Trieben könne man sich aber nicht befreien, wenn man zehn Führungsseminare besucht. Auch hält sie wenig davon, Führung in der Theorie durch Lesen u.ä. erwerben zu wollen. Wenn man jemandem Schwimmen oder Radfahren beibringen wolle, gebe man ihm schließlich auch keine entsprechenden Bücher zu lesen.
Woran erkennt man nun eine schlechte Führungskraft?
Kellerman unterscheidet zwei Achsen, anhand derer schlechter Führungsstil festzumachen ist: ineffektiv und unmoralisch.
Anhand dieses Koordinatensystem beschreibt sie sieben schlechte Führungsstile je nach ihrem Abstufungsgrad auf einer oder beiden Achsen.
- Inkompetente FührerHier ist fehlender Wille oder Können, um effektiv zu handeln. Das Peter-Prinzip „Jeder wird zur Stufe seiner Inkompetenz“ befördert beschreibt diese häufige Entwicklung.
- Rigide FührerHier ist jemand zwar nicht inkompetent aber unfähig, aus seinen Fehlern zu lernen und neue Ideen zu akzeptieren. Den ehemalige US-Verteidungsminister Rumsfeld bringt sie als Beispiel.
- Unmäßige Führer Das sind Anführer, die ihre Begierden – nach Geld, Macht, Sex oder Drogen – nicht unter Kontrolle haben.
- Gefühllose FührerDas sind Persönlichkeiten, die Mitarbeiter und Anhänger unfreundlich, gleichgültig oder herablassend behandeln. Italiens Comic-Präsident Berlusconi mit seinen schrägen Kommentaren ist hier ein prägnantes Beispiel.
- Korrupte FührerHier geht es in den unmoralischen Bereich, wo eine Führungskraft allein oder mit anderen zusammen lügt, stiehlt und betrügt.
- Abgeschottete Führer bagatellisieren oder ignorieren das Wohlergehen derer, die nicht zu ihrer Organisation oder Nation gehören.Die Politologin nennt hier überraschenderweise Bill Clinton. Denn unter seiner Präsidentschaft spielte sich 1994 in Ruanda der schrecklichste Völkermord der Geschichte mit 800.000 Opfern in drei Monaten ab.
- Böse Führersind Leute, die allein oder mit anderen zusammen anderen absichtlich körperlichen wie psychologischen Schaden anrichten oder sogar Verbrechen begehen. Der Internationale Gerichtshof in Genf ist regelmäßig mit diesen Führern beschäftigt.
Doch wie entsteht schlechte Führung?
Einerseits sind es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften der Führenden, die dazu beitragen. Doch ohne die entsprechende Gefolgschaft wären schlechte Führungskräfte nicht möglich.
So habe Hitler persönlich keinen einzigen Juden, Zigeuner, Kommunisten oder Homosexuellen umgebracht. Statt dessen gab es Anhänger, die das „für ihn“ taten. Deshalb bleibt sie in ihrer brillanten Analyse nicht bei den schlimmen Buben stehen, sondern konzentriert sich außerdem auf die Gefolgschaft der Führungskräfte.
Sie definiert Gefolgschaft nach dem Rang: jemand, der weniger Macht, Autorität und Einfluss hat als sein Vorgesetzter.
Dabei unterscheidet sie Anhänger oder Mitarbeiter wieder in fünf Kategorien, die sich nach dem Grad ihres Engagements oder ihrer Anteilnahme unterscheiden.
- EinzelgängerSie wissen weder, was los ist, noch beteiligen sie sich am System. Also beispielsweise jene Leute, die nicht wählen gehen.
- Unbeteiligte ZuschauerSie wissen, was los ist, aber beobachten nur.Im Fall Ruanda war das die ganze Welt.
- Teilnehmermachen mit und investieren Zeit und Arbeit – mal für und mal gegen den Anführer.
- AktivistenSie widmen einen großen Teil ihres Lebens für einen Zweck – sei es die Firma, die Umwelt oder der Kampf für die Menschenrechte.
- UnverbesserlicheSie setzen alles, sogar ihr eigenes Leben, für eine Idee oder einen Anführer aufs Spiel.
Meine Meinung:
Es ist bequem, zu schimpfen oder zu jammern über schlechte Führungskräfte. Denn klar ist: schlechte Führer beziehen ihre Macht von den Ohnmächtigen. Ob das jetzt der Aufsichtsrat eines Unternehmens ist, der seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommt oder der Mitarbeiter, der seinem beleidigenden Chef nicht seine persönlichen Grenzen aufzeigt und damit den Vorgesetzten in die Schranken weist.
Ein guter Mitarbeiter oder Anhänger ist engagiert aber folg nicht blind. Er ist bereit, gute Führung zu unterstützen oder sich gegen schlechte Führung zu wehren.
Wer sich heraushält und als „Zuschauer“ oder „Einzelgänger“ glaubt, nichts damit zu tun zu haben, irrt gewaltig. Durch sein fehlendes Engagement zementiert er den Status quo mit.
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Fotos: fotolia.com und eigene Aufnahmen
Bin beim Rumsurfen auf den Artikel Hier gestossen.. sehr interessant! Weiter so 🙂